Die Grube Bautenberg :

Grube Bautenberg um 1900
Grube Bautenberg um 1900

Die Grube Bautenberg
Aufgrund der Rohstoffvorkommen haben im Siegerland schon die Kelten bereits ca. 200
v.Chr. Bergbau betrieben, so auch am Baudenberg. Viele Pingen zeugen noch heute von einem regen Bergbaubetrieb aus dieser Zeit. Die aus diesen primitiven Anfängen
resultierenden Pingen ziehen sich um und auf dem gesamten Bergrücken des Baudenbergs
herum. Das Erz trat meist in seinen Gängen zu Tage aus; der Bergmann nennt das „Ausbiss”. Hier setzten schon die Kelten mit ihrer Bergmannstätigkeit an. Sie verfolgten den Gangausbiss von Übertage aus und bauten ihn ab, indem sie von oben den Gang aberzten. Erst die dem Gang in die Tiefe folgenden kleineren Löcher, sogenannte Molterlöcher, wurden abgebaut. Später ging der Abbau immer mehr in die Tiefe und die sogenannten Pingen, mit einer Tiefe von 10-30 Metern entstanden. Damit die Pingenwände nicht zusammenbrachen, ließ man immer eine Trennwand stehen und mit geübtem Blick sieht man noch heute den Verlauf des Abbauvorganges. Da man aufgrund zunehmender Tiefe der Pingen nicht mehr abbauen konnte, ruhte der überirdische Erzabbau bis ins 14.-15. Jahrhundert. Dann kamen Bergleute aus dem Mosel-Fränkischen, die schon Erfahrung im Stollenbetrieb zur Erzgewinnung hatten und ab dem 14.-15. Jahrhundert begann nun der Erzbergbau durch Stollenbetrieb. Nach Becher und Engels (Bergräte) ist schon um 1550 auf
dem Baudenberg Bergbau betrieben worden und zählt zu den ältesten vom „Zehnten”
befreiten Bergbaubetrieben im „Freien Grund, Sell und Burbach”. Nach einer anderen
Quelle (Fest- und Heimatbuch MGV „Sangeslust“ Wilden 1955) wurde die Grube bereits
1461 in einem alten Schatzungsregister als „Budenberg“ erstmals erwähnt. Nach dem Einsatz von Schlegel und Eisen wurde später Schwarzpulver verwendet. Mittels Meißel und verschieden langer Bohrer wurden in Handarbeit entsprechende Löcher gebohrt. In die Bohrlöcher wurde nun Schwarzpulver gefüllt und per Lunte (später per Zündschnur) gezündet. Dadurch beschleunigte sich der Stollenvortrieb wesentlich, denn mit Schlegel und Eisen wurden vorher pro Schicht nur 2-3 Handbreit erzielt. Als dann Alfred Nobel den Sprengstoff „Dynamit” erfand, wurde dieser eingesetzt, was zu einer weiteren Beschleunigung führte. Im Jahre 1862 setzte auf der Grube Bautenberg der Aufschwung ein. Die Förderung wurde innerhalb weniger Jahre von 3.360 t auf 10.000 t gesteigert. Die Grube stand an 9. Stelle der Förderstatistik aller Gruben des gesamten Eisenerzbezirks und die Erzgewinnung verlief sehr günstig. Im Jahr 1868 entschloss man sich zum Bau einer Schmalspurbahn auf einer Länge von ca. 6 km vom Baudenberg entlang des Raßberges bis
hin zum Bahnhof Neunkirchen. Diese ging 1873 in Betrieb. Die Trasse ist heute noch
sichtbar und bekannt unter dem Namen „det Bähnche”. Ebenfalls im Jahr 1868 wurden
Vorbereitungen zum Bau einer Tiefbauanlage getroffen, welche bereits 1871 in Förderung
genommen wurde.

Unter Tage
Unter Tage

Im Jahre 1883 hatte die Grube Bautenberg die 130 m Sohle erreicht, 1885 lag die Förderung bei 15.804 t Sideriterz (Spateisenstein), 32 t Zinkblende und 84 t Bleierze. Das Bergwerk verfügte 1887 über einen Förderschacht (Maschinenschacht), welcher mit einer 25 PS starken Zwillingsdampfmaschine und einer 50 PS starken Wasserhaltungsmaschine ausgestattet war. Der Schacht stand nahe der Höhe des Bergrückens (Hgbk bei +452,2 m über N.N.) auf Wildener Gebiet. Über diesen Schacht verlief die Förderung der Erze bis zur Sohle des tiefen Stollens, über den sie zu Tage ausgefahren wurde. Zur Versorgung des Dampfkessels mit Kohle hatte man vom Zechenplatz vor dem tiefen Stollen eine Kettenbahn bis zum Schachtgelände angelegt. Die mechanischen Bohrarbeiten wurden 1888 eingeführt, so dass 1889 die 170 m Sohle erreicht werden konnte. Zwei Jahre später konnte man sogar die 210 m Sohle erreichen und die Jahresförderung betrug mittlerweile
bereits 20.000 t. Im Jahr 1899 traten Schwierigkeiten in der Belüftung der Grubenbaue auf (matte Wetter). Dies wurde aber durch den Einbau eines Ventilators behoben. Beim Durchsetzten der Gangzone oberhalb des tiefen Stollens hatte der Maschinenschacht eine 7 m mächtige Lettenkluft durchstoßen. Diese gefährdete später die Bauhafthaltung des Schachtes. Daher entschloss man sich zum Abteufen eines neuen Schachtes, der 1904 die 300 m Sohle erreichte. Diesen Schacht nannte man „Lorenzschacht”, auch unter dem Namen „Der Neue Schacht” bekannt. Er steht ca. 600 m weiter südlich am jenseitigen Hang auf  Wiedersteiner Gebiet. Der Lorenzschacht übernahm nun die Förderung.
Quelle: Geschichte und Geschichten in und um Zeppenfeld Nr. 26, Juli 2001, Heimatverein
Zeppenfeld e.V. mit Text aus: Geologisches Jahrbuch Reihe D, Heft 77 von Fenchel)

Auf dem Gebiet von Wiederstein lag, zur Grube Bautenberg (Wilden) gehörig, der
Lorenzschacht. Dieser Schacht, auch „Neuer Schacht“ genannt, wurde 1899 abgeteuft, war auf 468,2 m über N.N. angesetzt und erreichte 1904 die 300 m Sohle. Im Jahr 1900 wurden ein Förderturm, ein Maschinen- und ein Kesselhaus sowie ein 16 m hoher Schornstein gebaut. Die 480 m Sohle war 1905 erreicht, die 520 m Sohle kam 1907, die 560 m Sohle 1920 und die 600 m Sohle 1912 zur Auffahrung. Die günstige Entwicklung des Erzvorkommens und die Verkehrserschließung des Ruhrreviers an die Erzreviere des Siegerlandes führten zum Bau der Freiengrunder Eisenbahn nach Unterwilden 1909. Ebenfalls wurde die Strecke nach Herdorf ausgebaut mit entsprechendem Anschluss der Grube Bautenberg und damit auch Verbindung an die Staatsbahn Köln-Gießen zu schaffen. Diese Vergünstigung der Erztransporte führte zu einem weiteren Aufstieg der Grube. Es wurde eine neue Aufbereitung für die Erze gebaut: die Röstanlage wurde um vier weitere Öfen erweitert. Im Jahr 1917 entstand zwischen der 445 m und der 480 m Sohle ein Grubenbrand, welcher im Erzbergbau, wenn überhaupt, dann nur selten vorkommt. Er wurde bei Beginn der Frühschicht entdeckt und war in einer mit Holz verbauten Mittelstrecke entstanden, wahrscheinlich ausgelöst durch eine Grubenlampe. Der Brand konnte erst nach einer Woche erzwungener Betriebsruhe durch Abdämmung der Strecke gelöscht werden. Ein Toter war allerdings zu beklagen. Ein Bergmann wurde durch die giftigen Gase betäubt und fiel in die Tiefe.

Die Belegschaft der Grube Bautenberg 1931
Die Belegschaft der Grube Bautenberg 1931

Die Lagerstätte behielt ihre Größenordnung von 1000-1200 qm Gangfläche bis zur 720 m Sohle (-249,4 m N.N.), ehe sie dann langsam abnahm. Auf dieser Sohle sind die Gangenden noch auf streichende Fortsetzungen hin mehrere 100 m verfolgt worden. Man hat aber keine weiteren abbauwürdigen Erze mehr vorgefunden. Mit dieser 16. Sohle war auch die Endstufe der technischen Ausstattung des Lorenzschachtes erreicht. Er wurde später noch in einem Blindschacht I bis zu 20. Sohle abgesetzt. Der Schachtaufschluss ist dann noch mit einem Blindschacht II zu einer 22. Sohle (= 1020 m Teufe bei -545 m N.N.) fortgeführt worden.

1938 erzwang ein Wassereinbruch auf der 720 m Sohle im Arbeitsstollen „Landeskron“ eine vorübergehende Stilllegung. Es brachen Wassermassen von 3,5 Kubikmeter pro Minute ein. Diese Wassermengen konnten die damaligen auf dem Bautenberg vorhandenen zwei Pumpen verständlicherweise nicht verarbeiten. Pro Minute konnten lediglich 2 Kubikmeter von den Bergleuten abgepumpt werden, der Rest lief in den Schacht. Zuerst glaubte man, das Wasser würde vom Landeskroner Weiher kommen, da der Stollen in diese Richtung verlief. Da sich der Weiher aber nach tagelangem Abpumpen nicht leerte, wurde diese Theorie schnell wieder aufgegeben. So wurden innerhalb weniger Tage die 1020 m und die 720 m Sohle unter Wasser gesetzt. Arbeitsvieh ertrank in der Grube, Geräte und Stollen wurden überflutet. Glücklicherweise konnten sich alle Arbeiter rechtzeitig vor dem Wasser retten, niemand kam zu Schaden. Erst nach ca. 3 Monaten war es gelungen, die Sohlen
komplett leer zu pumpen und die komplette Wiederinbetriebnahme war für den
1. Februar 1938 geplant. Im Oktober 1941 zerriss ein aufwärts fahrender Förderkorb den Schachtausbau des Lorenzschachts oberhalb der 270 m Sohle. Der entstandene Bruch konnte durch Einbau eines neuen, aber nunmehr auf ein Trum begrenzten Schachtausbaus (Schachtzimmerung), provisorisch aufgewältigt werden. In der Nacht vom 30. auf den 31. März 1942 brach der nahezu reparierte Schacht dann gänzlich zusammen und brachte die
Grube, die bis auf eine kurze Zeit während der Weltwirtschaftskrise um 1920, ununterbrochen gefördert hatte, zum Erliegen. Angesichts der schon stark geschwundenen
Erzvorräte ist eine neuerliche, sehr schwierige Instandsetzung der Grube nicht mehr in Angriff genommen worden. So wurde dann eine der bedeutendsten Gruben des  Siegerlandes endgültig stillgelegt. Am 17. Juli 1948 wurde sie offiziell geschlossen. Immerhin betrug die Gesamtförderung der Grube bis zur Stilllegung 2.869.000 t Erze!
Die Grube Bautenberg war für die umliegenden Dörfer Wilden, Gilsbach, Zeppenfeld und Wiederstein immer ein guter Arbeitgeber. Um die 400 Bergarbeiter waren dort bis zum Schluss beschäftigt. Heute ist der 4 x 2,5 m große Lorenzschacht verfüllt, die Reste sind noch sichtbar.
(Quelle: Geschichte und Geschichten in und um Zeppenfeld Nr. 26, Juli 2001, Heimatverein
Zeppenfeld e.V. mit Text aus: Geologisches Jahrbuch Reihe D, Heft 77 von
Fenchel)