Die Bergwerke sind der einzige Reichtum :

Die Bergwerke sind der einzige Reichtum
In dem Bericht von Amtmann Duncker heißt es: „Die hiesige Gegend hat nur einen
einzigen Hauptnahrungszweig, das Berg und Hüttenwesen, welches dem Mangel aller
übrigen notwendigen Lebensbedürfnisse so ziemlich abhilft, indem in dessen Ermangelung
nicht die Hälfte der Einwohner ihren Unterhalt dahier erwerben könnte. Hiernächst nimmt die Viehzucht die zweite Stelle ein, die indessen noch in keinem besonderen Flor sich befindet. Die Viehzucht, ob sie gleich ein Hauptnahrungszweig im hiesigen Amte ist, wird in keinem Orte so stark getrieben, dass ihre Produkte ein Handlungszweig werden könnten; im Gegenteil wird in den meisten Ortschaften noch Vieh von auswärts angekauft. Wiederstein zieht soviel Rindvieh an, dass noch etwas verkauft werden kann; jährlich
werden 30 Stück Schweine angekauft, zum eigenen Bedarf gemästet, auch wohl noch etwas wieder verkauft. Ackerbau kann in hiesiger Gegend teils wegen des rauen Klimas, teils wegen der Unfruchtbarkeit des überaus felsigen und bergigen Bodens nicht gut gedeihen; in keiner einzigen Gemeinde wird Getreide hinlänglich gezogen, überall ist drückender
Mangel daran; in den meisten wird nur die Hälfte, oft nur ein Drittel des notwendigen
gezogen. Die Holzkultur ist für die hiesige Gegend von ganz vorzüglicher Wichtigkeit wegen
der ungeheuren Kohlenkonsumtion auf den Hütten; allein obgleich zwei Drittel des
ganzen Erdreichs mit Waldungen und Haubergen bedeckt sind, so reicht dieses doch bei weitem nicht hin, alle notwendigenKohlen zu liefern. Die meisten Kohlen müssen mit schweren Kosten aus dem Ausland eingebracht werden. Im Obergrund, wo wenige Bergwerke und Hütten befindlich, gehört indes die Kohlenbrennerei zu den vorzüglichsten Nahrungszweigen.“ Über Wiederstein heißt es: „ Wiederstein, das kleinste Dorf im Grunde, hat eine Eisenhütte, einen Eisenhammer, schlechtes Erdreich, aber gute Hauberge und gute Viehzucht.“ Über die Betriebsamkeit schreibt Duncker: „Nur unter großen Anstrengungen und durch die sehr ungesunden Bergarbeiten kann hier der Unterhalt erworben werden.
Dem Erdreich müssen hier die Erzeugnisse durch starke Düngung, Wässerung und

Weihnachten unter Tage
Weihnachten unter Tage

sorgfältige Bearbeitung abgezwungen werden; nichts lässt sich in hiesiger Gegend ohne Mühe und Fleiß erwerben. Dieser allgemeine Mangel verhindert, ungeachtet der Betriebsamkeit, die sich allenthalben findet, dass die Einwohner zu einem besonderen Grad des Wohlstandes gelangen können. Besonders ist dies zu neueren Zeiten fast nicht möglich, da die große Stockung des Handels die Preise des einzigen überflüssigen Produktes (die Berg- und Hüttenprodukte) so sehr herabgesetzt hat. Die ärmere Klasse der Einwohner, die gegen die reicheren unverhältnismäßig groß ist, nährt sich im Untergrunde fast bloß mit Tagelohn in den Bergwerken und auf den Hütten; die Reichen allein treiben den Handel mit den Erzeugnissen der letzteren, wobei freilich ehedem sehr viel, jetzt aber nur wenig mehr
gewonnen wird. Der Obergrund hat wenig Bergwerke, aber starke Kohlenbrennerei
und Viehzucht; auch hier herrscht wenig Wohlstand unter den Einwohnern. Keine einzige
Gemeinde zeichnet sich durch Reichtum und Wohlstand seiner Bewohner aus. Die Bergwerke sind der einzige Reichtum der hiesigen Gegend. Die Gruben sind meistenteils Eisen- und Stahlsteingruben, mehrere enthalten Kupfererze, etliche auch Bleierze und ehedem hatten manche Gruben etwas geringes an Silbererz. In der Gemarkung (Alten)Seelbach wurden ehedem 6 Grubenbetrieben; in der Gemarkung Struthütte sind dermalen 9 Gruben in Betrieb; Neunkirchen: hier sind 19 Gruben in Betrieb; Salchendorf hat gegenwärtig 15 in Betrieb; Zeppenfeld hat dermalen keine Gruben in Betrieb; Wiederstein hat eine einzige Grube.“ (Quelle: 700 Jahre Neunkirchen, 1988)

Auch bei uns im Freien Grund herrschte reger Bergbaubetrieb. So wurden im 17., 18.
und 19. Jahrhundert viele kleine Gruben, meist Stollenbetriebe, erschlossen.


• Amtmann Duncker führt in seinen Aufzeichnungen von 1812 einen Stollen an mit Namen
Rösterhölzchen (Bleyerz), welcher von 2 Arbeitern betrieben wurde. Dieser Stollen liegt im Feld Regenbogen nach Nordwesten zu.